Eine Filmrezension schreiben – Aufbau, Gliederung und Beispiel

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Eine Filmrezension ist die strukturierte Darstellung und Bewertung eines Films. Sie enthält wertende, subjektive Inhalte des Schreibers und folgt einem gegliederten Aufbau.

So sollten Sie vorgehen

Um eine gekonnte Filmrezension zu schreiben, sollten Sie diese 5-schrittige Methode beachten:

1. Film ansehen und sich Notizen machen

Sie haben den Film, den Sie bewerten wollen, wahrscheinlich schon einmal gesehen und einen ersten Eindruck gewonnen. Der erste, professionelle Schritt ist nun, den Film noch einmal zu gucken und sich zu allem Notizen zu machen, was einem interessant erscheint. Ungefilterte Eindrücke und Kommentare werden später sortiert.

2. Hintergrundinformationen sammeln

Im zweiten Schritt sammeln Sie (z.B. im Internet oder in Zeitschriften) interessante Hintergrundinformation für den Film.

3. Meinung bilden

Bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, wie Sie den Film bewerten. Stehen Sie dem Film insgesamt eher positiv oder negativ gegenüber? Diese Meinung sollte in der Rezension eindeutig erkennbar sein und nicht ständig wechseln: Das lässt Ihren Text unglaubwürdig und willkürlich wirken.

4. Eine Filmrezension verfassen

Verfassen Sie nun die eigentliche Filmrezension. Orientierung bietet Ihnen hierfür die Gliederung und Erklärungen zum Aufbau. Auch das unten verfasst Beispiel und andere Filmkritik können Ihnen einen Eindruck bieten und Ihnen als Vorlage dienen.

5. Die eigene Filmrezension überarbeiten

Der Schritt des Überarbeitens vollendet jede Schreibaufgabe und verbessert jedes Schreibprodukt. Korrigieren Sie Flüchtigkeitsfehler und Rechtschreibfehler und überdenken Sie Formulierungen, die in Ihren Ohren noch holprig klingen. Kleiner Tipp: Überarbeiten Sie Ihren Text nicht direkt nach dem Verfassungsvorgang. Zeitlicher Abstand von einigen Tagen hilft dabei, das eigene Produkt mit fremden Augen zu sehen.

Der Aufbau

Die Filmrezension sollte sich in sechs Unterpunkte gliedern:

1. Merkmale

In Ihrer Einleitung stellen Sie zunächst alle wichtigen Merkmale des Films dar, um den Leser einen Überblick zu bieten. Hierzu zählen Titel des Films, Erscheinungsjahr und –land, Regisseur, Länge, Hauptdarsteller, FSK und Genre. Natürlich können Sie auch andere Informationen einfügen, die Sie aus bestimmten Gründen als nennenswert empfinden. Ein Beispiel hierfür könnte ein bekannter Schauspieler als Nebendarsteller sein.

2. Inhalt

Geben Sie den Inhalt kurz und präzise wieder. Vorsicht vor zu vielen Details und ausschweifenden Erläuterungen. Der Leser soll nur einen kurzen Überblick erhalten.

3. Figuren

Stellen Sie die wichtigsten Figuren der Geschichte dar. Interessant sind hier besonders die Motive für ihr Handeln und ihre sozialen Hintergründe. Beschreibungen des Aussehen sollen gering gehalten werden und nur dann auftauchen, wenn sie für die Geschichte und deren Handlung relevant sind.

4. Problemstellung

Welche gesellschaftlich relevante Problematik wirft der Film auf? Soll er dazu anregen, über etwas weiter nachzudenken? Greifen Sie diese Problematik auf. Sie können auch einschätzen, inwiefern der Umgang mit der Problematik Ihrer Meinung nach gelungen ist. Vergleiche Sie den Film hierzu mit anderen Filmen, die dieselbe Problematik behandeln.

5. Filmsprache

Ein wichtiger Punkt der Filmrezension ist der Blick auf die Filmsprache. Betrachtet werden hier alle Mittel, die den Stil und die Atmosphäre der Geschichte ausmachen. Hierzu gehören die Erzählstruktur wie chronologisches Erzählen, Zeitsprünge, zeitdehnendes und zeitraffendes Erzählen und die Kameraeinstellungen wie Totale, Halbtotale und Perspektiven. Farben, Kleidung und Musik können betrachtet werden.

6. Eindrücke und Gefühle

Schildern Sie, wie Ihnen der Film gefallen hat. Natürlich können Sie diesen Aspekt auch in alle anderen Punkten einfließen lassen, aber schreiben Sie hier noch einmal deutlich, welche Wirkung der Film auf Sie erzielt hat und wie Ihnen der Film insgesamt gefallen hat.

Beispiel einer Filmrezension zum Film „The Circle“

Der Film „The Circle“ vom Regisseur James Ponsoldt aus dem Jahr 2017 wurde in den USA produziert. Er hat eine Laufzeit von 110 Minuten und ist ab 12 Jahren freigegeben. Er ist dem Genre des Sciene Fiction Thrillers zugeordnet und erzählt eine dystopische Zukunftsversion. Zu den Hauptdarstellern zählen Emma Watson, Tom Hanks, Karen Gillan, Glenne Headly und Bill Paxton.

Der Film basiert auf den gleichnamigen Roman von Dave Eggers und erzählt die Geschichte der jungen Mae Holland (Emma Watson), die in die Firma „The Circle“ einsteigt und deren Leben sich dadurch immer mehr verändert. Diese Firma ist eine Art Zusammenfassung aller Online-Dienste, was als Vereinfachung für die Nutzer fungieren soll. Als diese Online-Firma mittels ihrer landesweit platzierten Minikameras immer mehr in die Rolle des allwissenden Beobachter fällt, spitzt sich die Situation dramatisch zu und eskaliert. Das Ende stellt infrage, ob und wie viel Beobachtung wir eigentlich dulden können und vor allem auch wollen.

Mae Holland ist die Hauptfigur der Geschichte. Sie ist eine Frau im jungen Erwachsenenalter, kommt aus einfachen Verhältnissen und hat den Wunsch, in einem guten Beruf Karriere zu machen und mit dem verdienten Geld ihrer Familie zu helfen. Sie ist zunächst eher einzelgängerisch, verändert sich aber im Laufe der Geschichte zu einer anführenden Persönlichkeit, die ihr ganzes Leben transparent und offen für die Allgemeinheit macht. Auch wenn manche ihre Handlungen in der Geschichte fragwürdig erscheinen, handelt sie stets mit ehrenwerten Handlungsmotiven. Die Chefs der Firma sind zunächst ihre Verbündeten, werden aber im Handlungsverlauf zu ihren Gegenspielern (weitere Figuren können hier vorgestellt werden…).

Der Film greift eine derzeit sehr aktuelle und interessante Fragestellung auf. Wie viel Beobachtung durch das Land tolerieren wir? Ist es für die Menschheit insgesamt gut, richtig und sinnvoll, alles sehen zu können und ständig gesehen zu werden? Prinzipiell stellt der Film diese Beobachtung als sehr positiv dar. Beobachte, verunfallte Personen können schneller gerettet werden. Wissen wird mannigfaltig von allen an alle geteilt, auch an Menschen, die aus zum Beispiel Krankheitsgründen niemals die Gelegenheit hätten. Alle bekommen alles Wissen gleichermaßen zur Verfügung gestellt. Außerdem sinkt die Kriminalitätsrate, da man weniger Verbrechen begeht, wenn man sich in seinem Verhalten beobachten fühlt. Des Weiteren wird vor allem die Stärke der Gemeinschaft betont. Egal, wie schlecht es dir geht, es gibt immer jemanden, der dir wieder aufhilft.
Problematisch ist es nur für die Personen, die sich gegen das System auflehnen. Maes beste Freundin Annie äußert Kritik am Circle und wird ab diesem Punkt mit Arbeit überhäuft, so dass sie überfordert zusammenbricht. Maes Eltern wenden sich aufgrund der ständigen Beobachtung von ihr ab und Maes bester Freund stürzt schließlich aufgrund dieser Bedrängnis sogar mit seinem Auto in den Tod. Trotz all diesen Vorkommnissen stellt der Film die Grundidee des gläsernen Menschen bis zum Ende positiv dar. Mae wendet sich nicht vom Circle ab, sondern entlarvt nur ihre Vorgesetzten als zwielichtig und nicht transparent genug, so dass die, so lässt das Ende jedenfalls vermuten, selbst Chefin der Firma wird. Der Zuschauer muss sich dann selbst seine Meinung bilden. Meiner Meinung nach regt der Film zwar dazu an, darüber nachzudenken, wie man selbst zu dem Thema Überwachung steht, doch er leistet zu wenig Kritik. Die Provokation wird nur von einem Teil der Zuschauer verstanden werden.

Der Film wird chronologisch erzählt. Man begleitet Mae während ihres gesamten Werdegangs, bis sie am Ende, so kann man zumindest vermuten, selbst Chefin der Firma ist. Allerdings gibt es Zeitsprünge und viele offene, nicht erzählte Stellen, die diverse Fragen offen lassen und den Zuschauer unbefriedigt zurücklassen. Zwei interessante Kameraperspektiven sind einerseits, dass Mae in vielen Großaufnahmen und Detailaufnahmen zu sehen ist, was die Nähe zu ihr unterstreicht, und andererseits Aufnahmen, die aus den Beobachtungskameras zu sehen sind. Man hat dadurch das Gefühl, durch die Augen Maes zu blicken.

Insgesamt war der Film beeindruckend und hat mich sehr in seinen Bann gezogen. Die großen schauspielerischen Leistungen und die diskutierbare Geschichte sind absolut sehenswert. Allerdings bleiben meiner Meinung nach zu viele Fragen des Handlungsstrangs unbeantwortet und runden den Film nicht ab.

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